"HACKS" 1997, ZUKUNFT 2027?

28 Aug 2025

"HACKS" 1997, ZUKUNFT 2027?

Ein Katze mit neun Leben?

Vielleicht ist das Schiff eine Katze mit neun Leben. Aber wie geht es dieses Mal weiter? Gibt es News in Sachen Liegeplatz? Kurzgesagt, leider nein.

Wir wissen aber, dass hinter den Kulissen an verschiedenen Stellen engagiert dafür gearbeitet wird, dass der Knoten platzt. Wir können nichts tun außer hoffen und warten. Daher buchen wir fleißig für 2026 und auch darüber hinaus. Denn wie wir es schon öfter in unserem Newsletter angedeutet haben: Ohne Optimismus, kein Optimismus und Stubnitz wäre schon lange Geschichte, würde hier der Kern der Kultur- und Schiffsarbeit der Crew nicht Troubleshooting-Kompetenz sein.

Storytime 1: Komm, wir nehmen dich kurz mit, zurück in die Zukunft 1994/1997

📽️ Filmtipp: Auf den Reisen auf der Datenautobahn kam jemand aus der Crew neulich auf den Film aus 1997, "Hacks" von Christine Bader. Darin geht es um die kulturelle Praxis des Hackens. Die Stubnitz, der Chaos Computer Club, Sea Shepherds und HIP (das erste Hacking Camp in Holland) sind auch mit von der Partie. Zeitdokument zu 90s Utopien. Es gibt eine Kopie in glorreichen 352 x 240 Pixeln mit nicen VHS Artefakten bei Archive.org. 🔬 Zum »Kunst-Raum-Schiff« und der Baltic Tour 1994 kann man bei der kunstgeschichtlichen Feldforschung in den Archiven des ZKM | Karlsruhe oder auch anderweitig im Internet weitergraben.

Die Baltic Tour war der erste große mobile Aufschlag des Kunst-Raum-Schiff Stubnitz. Im Sommer 1994 gelang es, die Tour zu verwirklichen, mit einer dreimonatigen Tour nach Sankt Petersburg, Malmö und Hamburg. Christine Bader dazu in einem Interview bei Metamute 2004:

"I think the Stubnitz project was a kind of mega-project. From the beginning, you knew it wouldn't work. It was a suicide mission in a way. Everyone wondered if these people were really so naive, but they just wanted to do what they wanted to do, knowing all along that it would fail. Nobody really knew what they were thinking. But I think they really were naive. They really believed in this project. At the beginning, there was no recession, so they really believed that they'd get financing from the governments of Austria and Germany, cultural funds and so on. Very soon after they bought the ship, these financial problems began. Everybody knew there was going to be no more money for culture, but they already had this big ship and they had to do something with it. They could have sold it immediately, but they didn't do that. They had the hope that it would work, and they tried very hard to find private financing. They offered it up to companies for company presentations, but nothing worked. It was a disaster. It was at this point that we made our interviews, and there was a serious depression on the boat. They knew that it wouldn't work. They'd worked for four years on this project in return for just two months of travelling before they went bankrupt."

Against all odds, sozusagen, ging es dann doch steiler weiter als erwartet. Nach 1994 folgten bewegte 20 Jahre über die Meere des Nordens/Ostens, ausgehend vom Heimathafen Rostock: Hamburg, Stockholm, Amsterdam, Rotterdam, Copenhagen, London, Newcastle und viele weitere Städte wurden bespielt, bevor die Stubnitz 2014 in Hamburg ihre neue Heimat fand.

Storytime 2: 2014er Krimi, ein kleiner Pressespiegel

Stubnitz und Hamburg ab 2014: Auch dieser Prozess war alles in allem ein hartes Ringen mit viel Unsicherheit und ging beinahe ins Auge, so die Zeit am 30.7.2014: "Mit dem richtigen Tiefgang - Rauheit, Ekstase, Experiment: Das Kulturschiff "MS Stubnitz" hat, was der HafenCity fehlt. Trotzdem soll es weg."" oder am 31.7.2014: "Auf Wasser gebaut - Partys, Lesungen, Kino: Das Kulturschiff MS Stubnitz wird rege genutzt. Jetzt ist der Liegeplatz im Hamburger Hafen bedroht. Ein Blick in den kulturellen Maschinenraum.". Am 10.12.14 dann die taz so: "Clubschiff droht der Untergang Wasser bis zur Reling - Der Betrieb der „Stubnitz“ liegt seit Wochen auf Eis. Während die Fraktionen sich gegenseitig beschuldigen, bleibt dem Clubschiff wenig Zeit.." Und dann doch noch: Am 17.12.14 lässt die Stadt Hamburg verlauten: "Kulturschiff MS Stubnitz bleibt im Hamburger Hafen.". Oder wie Hans-Jörg Schmidt am selben Tag titelte: "Stubnitz bleibt in der Hafencity!".

Storytime 3: 2020-2023 Umzug in der Hafencity

Am 26.09.23 – nach einer über 2-jährigen nervenaufreibenden Phase – zogen wir dann, mit der neu gesponserten Gangway der HafenCity GmbH und der BKM Hamburg, innerhalb der Hafencity weiter östlich an die Elbbrücken. Davor gab es am 15.02.23 die Pressemitteilung der Stadt Hamburg: "Eine Perspektive für die Stubnitz"

"Für die MS Stubnitz, das erfolgreiche Kulturschiff in der HafenCity, gibt es eine neue Perspektive. Durch die fortschreitende Wohnbebauung gab es in den letzten Monaten zunehmend Lärmbeschwerden. Kulturbehörde, Bezirksamt Mitte, HafenCity Hamburg GmbH und Hamburg Port Authority (HPA) haben sich nun zusammen mit den Betreibern auf einen neuen Liegeplatz in der Nähe der Elbbrücken geeinigt. Zudem werden HafenCity und Kulturbehörde einen neuen Zugang zum Schiff finanzieren, der weniger Lärm verursacht, als die derzeitige Gangway".

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die MS Stubnitz hat sich zu einem wichtigen und erfolgreichen Kulturort in Hamburg entwickelt. Die einzigartige Mischung aus vielfältigem Kulturprogramm und Hafen-Atmosphäre ist so nur in Hamburg möglich. Ich bin froh, dass durch die konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten nun eine neue Perspektive für das Club-Schiff gefunden wurde. Wir brauchen solche Orte, auch wenn es dafür in einer dicht besiedelten Stadt immer wieder den Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen geben muss.“

Theresa Twachtmann, Geschäftsführerin der HafenCity Hamburg GmbH: „Die MS Stubnitz trägt zu einer großen Bereicherung des kulturellen Angebots im noch jungen Stadtteil HafenCity bei und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Place-Making des Quartiers. Daher freue ich mich sehr, dass die Stadt gemeinsam mit den Betreibern der Stubnitz eine gute Lösung gefunden hat. Aber natürlich nehmen wir auch die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner ernst und werden daher gemeinsam mit dem Bezirk noch im März das Gespräch mit der Anwohnerschaft suchen.”

Ralf Neubauer, Bezirksamtsleiter Mitte: „Die MS Stubnitz ist in der Club-Szene der Stadt mittlerweile seit vielen Jahren eine feste Größe und es ist umso wichtiger, dass es nun eine Perspektive an einem neuen Standort gibt. Bezirk und HCH werden die Anwohnerinnen und Anwohnern am Kirchenpauerkai noch im März über die aktuellen Planungen und Lärmschutzmaßnahmen informieren und um Verständnis werben, es geht darum einen überschaubaren Zeitraum zu überbrücken.“

Seit November 2024 wissen wir jedoch, dass unser Liegeplatz an den Elbbrücken nicht mehr lange von Bestand sein wird, die Liegeplatzgenehmigung wird nicht verlängert und läuft auf 31.12.2026 aus. 4 Mal haben wir den Bundeskulturpreis APPLAUS für herausragendes kulturelles Programm eingefahren (2013, 2017, 2018, 2021), 2025 wird das Projekt mit dem Award „Bester Club 2024“ durch eine Fachjury des Clubkombinats Hamburg ausgezeichnet. Außerdem gewinnt die Stubnitz auch den Award als „Lieblingsclub 2024“ im Public Voting. Doch auch ohne all diese Auszeichnungen, muss es doch für Hamburg eigentlich auf der Hand liegen, dass es – weltweit – kein vergleichbares Projekt gibt, das Maritimes und Musik- und Performancekultur so außergewöhnlich vereint, wie dieses 1964er Industriedenkmal.

Hamburg: Das ist Deine Chance! Greif zu, mach zusammen mit uns Zukunft möglich. 🫶


Bild: Hauke Dressler, Juli 2025: Die Bebauungen rücken - wieder mal - näher und näher.